Inklusive Stadionführung

Am Montag, den 4.6., war der Heilpädagogik-Kurs der Erzieher*innen (Ot, E 15.3/E16.2) zu einer inklusiven Stadionführung beim Hamburger SV eingeladen. Die Inklusionsbeauftrage des HSV, Fanny Boyn, nahm sich fast zwei Stunden Zeit, alle Maßnahmen und Bemühungen des Vereins zu erläutern, um Menschen mit Unterstützungsbedarf den Stadionbesuch zu ermöglichen und zu einem  barrierefreien Erlebnis zu machen:

Rollstuhlfahrer*innen können barrierefrei und mit kostenloser Begleitung ins Stadion kommen und haben erhöhte Zuschauerpodeste, von denen Sie das Spielgeschehen verfolgen können. Der HSV war in Deutschland federführend beim Einrichten einer Live-Reportage für Menschen mit Sehbehinderungen: 30 Plätze auf der Osttribüne sind mit Kopfhörern ausgestattet, jedes Heimspiel wird 90 Minuten lang aufwändig kommentiert, um einen möglichst genauen Eindruck vom Spiel und den Ereignissen auf den Tribünen zu vermitteln.  

Für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen gibt es einen speziellen Bereich auf der Südtribüne, in dem ein/e Gebärdendolmetscher*in wichtige Durchsagen und sogar Fangesänge übersetzt. Manche Gesänge werden von den Zuschauern im Block sogar in Gebärdensprache mitgesungen.

Gleichwohl stößt auch der HSV auf manche Herausforderungen beim Umsetzen von Inklusion: Beispielsweise werden aktuell keine Dauerkarten mehr für Rollstuhlfahrer*innen verkauft, da manche aus verschiedenen Gründen sehr kurzfristig entscheiden, nicht zum Heimspiel zu kommen. So blieben oft einige Plätze frei, die nicht spontan an andere Rollstuhlfahrer*innen vergeben werden konnten – z.B. weil es für gerade mehrfach schwerstbehinderte Menschen einen großen logistischen Aufwand bedeutet, ins Stadion zu kommen. Auch können die Rollstuhlfahrer*innen auf ihren Plätzen teilweise nur eingeschränkt sehen, wenn die Sitzreihe vor ihnen in spannenden Spielsituationen aufsteht. Das liegt daran, dass die Plätze für Rollstuhlfahrer*innen beim Stadionneubau nicht von vornherein berücksichtigt wurden. Auch kann sich die/der Gebärdendolmetscher*in oft nur so positionieren, dass manchen Fans im Block ein Teil der Sicht aufs Spielfeld genommen wird.

Im Idealfall, so Frau Boyn, wird ein Stadion gleich inklusiv geplant – Menschen mit Unterstützungsbedarf säßen dann gleichberechtigt und verteilt auf den Tribünen - ohne, dass es spezielle Bereiche für sie gibt. Um mit den entsprechenden Fans im Austausch zu stehen, hat der HSV einen Arbeitskreis Inklusion ins Leben gerufen, bei dem die auftretenden Herausforderungen regelhaft besprochen werden können. Insgesamt wurde deutlich, dass der HSV sich viele Gedanken macht, Inklusion wirklich zu leben.

Nach der eindrucksvollen Führung zeigte uns Frau Boyn auch den Raum der Pressekonferenz, die Spielerkabinen und das Spielfeld selber, was für viele aus dem Kurs ein zusätzlich tolles Erlebnis war. Herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle dafür!

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